Fake-News kennt seit der US Wahl jeder. Was weniger bekannt ist ist, dass Fake-News auch bei Aktien vorkommen.
Zum Beispiel, dass man in Italien mit Aktienanlagen Geld verloren hätte. Als Beweis wird der Milano Aktienmarktindex MIB beigezogen (orange Linie, Grafik unten).
Mit 100% Ende 2000 gestartet, lag dieser Ende 2016 bei 46% (von 42'758 auf 19'566 gefallen). Schrecklich, nicht? Also ja keine italienischen Aktien kaufen?
Falsch. Es handelt sich um einen klassischen Aktien-Fake, denn die MIB-Index-Zahl ist für Sparer sowohl falsch wie auch unrealistisch.
Die Zahl ist falsch, weil die Dividenden nicht berücksichtigt sind. Das ist bei den meisten Aktienindex-Zahlen der Fall, weil die Index-Werte mit Dividenden zu kompliziert würden.
Wer die richtige Zahl will, muss nach Total Return suchen. Diese Werte werden von den Börsen aber oft nur kostenpflichtig herausgeben, man findet sie deshalb in der Presse nicht.
Die Zahl ist aber auch unrealistisch, denn man spart ja nicht alles am Anfang und wartet dann 20 Jahre lang. Viel realistischer ist es, dass jedes Jahr ein ähnlicher Betrag gespart wird. So ist das Leben im Normalfall.
Wir haben beide Fehler korrigiert und das Resultat in Balkenform dargestellt (siehe oben). Der Balken gibt an, wie viel die Anlage Wert ist, wenn sie durch den gesparten Betrag geteilt wird.
Dabei wird jedes Jahr der gleiche Betrag gespart. Liegt der Balken in der Grafik über der blauen Linie, dann ist der Wert der Anlage höher als die Einlage und umgekehrt.
Wer also im wirklich schlechten Moment Ende 2000 in Italien mit Aktien zu sparen begonnen hat, war zwei Jahre lang mit dem Portfolio unzufrieden, denn der Wert war tiefer als die Einzahlung. Aber schon 2003 kehrte sich das Blatt, und in den Folgejahren war der Sparer glücklich.
In der schlimmsten Finanzkrise unserer Generation, 2008, musste dann nochmals ein negatives Jahr erduldet werden. Und für Italien noch wichtiger: Trotz dessen wirklich schlechter Wirtschaftsentwicklung war der Sparer nur weitere zwei Jahre lang "unter Wasser" und dann schon wieder positiv.
Inzwischen hat der Sparer 22% mehr, als er in der Gesamtsumme eingezahlt hatte. Wichtig für alle, die Angst vor Verlusten haben: In nur einem von drei Jahren war das Portfolio negativ. In der Mehrheit der Jahre sah es gut aus, manchmal sehr gut.
Wohlgemerkt: Wir sprechen von einem der schlechtesten Länder für Aktionäre, wo der Aktienindex um 54% eingebrochen ist. Aber nicht einmal in diesem Schreckensszenario ging es dem regelmässigen Aktiensparer wirklich schlecht.
"Aktien-Fake", sagt Obermatt CEO Dr. Hermann J. Stern da nur.
Wie wir das gerechnet haben: Wir haben alle Daten von Standard & Poor's eingekauft, also Aktienrenditen nicht selbst gerechnet, sondern von einem der grössten Finanzdaten-Anbieter lizenziert.
Um die grauen Balken zu berechnen, also der Aktien-Depot-Wert für einen Sparer, der jedes Jahr in grosse Aktien des Landes investiert, haben wir für jedes Jahr die jeweils grössten 20 Aktien des Landes genommen und deren Rendite plus Dividende von Standard & Poor's bezogen.
Wir haben dann angenommen, dass jede Aktie die gleiche Bedeutung im Aktien-Depot hat und so die Gesamtrendite und den Aktien-Depot-Wert am Ende des Jahres berechnet. So kommen wir einem typischen Aktien-Depot eines Sparers am nächsten.
Wir haben diesen Betrag durch die Summe aller jährlichen Einzahlungen geteilt. Ist der aktuelle Wert des Aktien-Depots höher als die Summe aller Einzahlungen, dann ist der Balken über 100%; umgekehrt ist der Balken unter 100%, wenn Verlust gemacht wurde.