18. Mai 2018

ETF-Index-Irrtum 1: Index-Fonds sind passiv



Stellen Sie sich eine Grundschule mit unterschiedlich grossen und unterschiedlich intelligenten Kindern vor. Diese treten anlässlich eines Charity-Events bei einem 100-Meter-Lauf gegeneinander an, und Sie können eine Spende tätigen, indem Sie auf ein einzelnes Kind oder auf eine Gruppe von Kindern setzen.

Die Zeit, die das einzelne Kind läuft, ist die Performance Ihrer Auswahl (Sie sehen, es geht hier bald wieder um Aktien). Im Falle der Gruppe ist deren durchschnittliche Laufzeit die Performance.

Nun kommt eine Autoritätsperson und bildet aus den grössten 10 Kinder eine Gruppe – nennen wir sie den Big Kid Index. Dessen Performance entspricht logischerweise der Durchschnittslaufzeit der grössten Kinder der Klasse. Selbiges liesse sich mit den schlauesten Kindern ermitteln, und beides klingt beeindruckend.

Die Anbieter von Aktienindizes machen genau das: Sie wählen die grössten Firmen aus und nennen diese Gruppe einen Big Cap Index. Darin sind die Aktien mit dem grössten Börsenwert enthalten, der sogenannten «Kapitalisierung» – daher «Cap».

Der Grund ist, dass man mit den teuersten Unternehmen leicht überzeugende Finanzprodukte schnüren kann. Gleichzeitig hat man wenig Arbeit: Man kauft die Aktien ein und fertig.

Passiv, wie solche Index-Fonds oft genannt werden, ist daran allerdings nichts. Jeder Index ist eine aktive Auswahl von Aktien. Der Unterschied ist nur, dass nicht der Fonds-Verwalter die Aktien auswählt, sondern die Börse oder ein börsennahes Unternehmen. Wird dieser Index in einem Fonds abgebildet und ist dieser Fonds auf der Börse handelbar, dann ist das ein «Exchange Traded Fonds», ein börsengehandelter Fonds, meist nur «ETF» genannt.

Anleger müssen also nicht zwischen aktiven und passiven Fonds unterscheiden, sondern zwischen Fonds, die von einem Index-Verwalter und solchen, die von einem Fonds-Verwalter zusammengestellt werden.

Es fragt sich also, wer in der Aktienauswahl besser ist: Die Vermögens-Verwalter oder die Index-Verwalter. Das besprechen wir nächste Woche in diesem Blog. Bleiben Sie dran!



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