Wie berechnet sich der Obermatt konsolidierte Value-Rang und wie lässt er sich auf die detaillierten Value-Rängen zurückführen? Value-Ränge vergleichen die Grösse eines Unternehmens mit dessen Aktienpreis. Die entscheidende Frage ist also: Wie messen wir die Grösse des Unternehmens, denn der Aktienpreis ist immer schon von der Börse gegeben.
Der erste Obermatt Value-Rang setzt den Aktienkurs ins Verhältnis zum Umsatz eines Unternehmens. Dies wird auch als „Umsatz-Multiple" bezeichnet: Je höher der Preis im Verhältnis zum Umsatz, desto höher ist der Umsatz-Multiple. Ein Multiple von 2 bedeutet: Der Aktienpreis (auf alle Aktien gerechnet) ist doppelt so hoch wie der Umsatz. Ist ein Umsatz-Multiple von 2 nun etwa gut? Das hängt ganz von den Alternativen ab. Wir vergleichen also den Umsatz-Multiple der zu beurteilenden Aktie mit den Umsatz-Multiple von anderen, vergleichbaren Aktien. Je höher der Rang, desto besser ist der Umsatz-Multiple der Aktie. Bei Multiples verhält sich die Skala genau umgekehrt: Es ist besser, einen niedrigen Preis zu zahlen, sodass ein niedriger Umsatz-Multiple im Vergleich zu einem hohen als vorteilhafter zu bewerten ist und deshalb einen höheren Value-Rang bezüglich Umsatz erhält. Konkretes Beispiel: Ein Preis/Umsatz-Multiple von 50 ist ein durchschnittlicher Multiple, wogegen ein Rang von 75 bedeutet, dass der Umsatz-Multiple niedriger ist als bei 75% der vergleichbaren Aktien.
Ein anderer Obermatt Value-Rang ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Wir machen eine analoge Berechnung wie beim Umsatz-Rang: Hier teilen wir den Marktwert des Unternehmens (Aktienpreis mal Anzahl Aktien) durch den Gewinn. Das Resultat ist ein Gewinn-Multiple, in Fachsprache Kurs-Gewinn-Verhältnis genannt. Je höher der Kurs im Vergleich zum Gewinn, desto höher das Verhältnis und desto tiefer der Obermatt Rang, denn hohe Verhältnis bedeuten teuer - also wenig "Value".
Auch der Preis ins Verhältnis gesetzt zum Vermögen (investiertes Kapital / Buchkapital) ist interessant: Wieviel Buchkapital hat das Unternehmen im Hinblick auf Maschinen, Ausrüstung, Immobilien und andere Vermögenswerte im Vergleich zum Marktwert der Aktie.
Ähnlich relevant ist das Verhältnis von Preis zu Dividende: Ist eine Dividendenrendite von zum Beispiel 3% gut? Auch das hängt von den Alternativen auf dem Aktienmarkt ab. Wir wandeln ja absolute Werte in Rangwerte um: Je höher der Rang, desto besser der Wert. Mit konkreten Zahlen erklärt hiesse das: Hat eine Dividendenrendite von 3% einen Dividenden-Rang von 50, dann ist dies eine durchschnittliche Dividendenrendite. Ein Rang von 75 hingegen würde bedeuten, dass die Dividende von 3% besser ist als 75% aller Fälle vergleichbarer Aktien. Nicht die absolute Dividendenrendite spielt beim Dividenden-Rang eine Rolle, sondern der Vergleich zu anderen Aktien.
All diese Kennzahlen fliessen in den konsolidieren Value-Rang ein, der für die Obermatt Top 10 Listen verwendet wird. Das heisst, er setzt sich aus anderen, detaillierteren Value-Rängen zusammen.
Wie der Konsolidierungsprozesses konkret funktioniert
Wir berechnen einen Durchschnittswert aus den vier bereits erwähnten Value-Rängen (Umsatz, Gewinn, Buchwert und Dividende). Im nächsten Schritt analysieren wir, wie gut dieser Durchschnittswert eigentlich ist, indem wir ihn mit vergleichbaren Aktien in Relation setzen. Die Aktie mit dem höchsten Durchschnitt wird dabei mit einem Obermatt Value-Rang von 100 bewertet. Niedrigere Multiples ergeben niedrigere konsolidierte Werte. Das Unternehmen mit dem niedrigsten Durchschnitt erhält einen Rang von 1.
Wie werden Detail Value-Ränge genutzt?
Nach alle Value-Ränge sind gleich. Um das zu verstehen, bedarf es einiger Grundlagen aus der Finanzanalyse und Aktienbewertung: So sind der Umsatz und das investierte Kapital recht stabile Grössenindikatoren. Und doch haben auch sie ein paar Tücken. Etwa bei Handelsunternehmen: Sie weisen viel mehr Umsatz aus als produzierende Unternehmen, was den Umsatz-Rang verfälschen kann. Auch bei der Bewertung von Vermögenswerten (Buchwerte, investiertes Kapital) kann es zu Verfälschungen kommen, wenn andere Buchhaltungspraktiken verwendet werden oder immaterielle Vermögenswerte wie etwa Patente, Markennamen und Lizenzen eine grosse Rolle spielen, denn diese werden in der Bilanz oft nur ungenügend genau ausgewiesen.
Gewinn und Dividenden sind aus Sicht der Anleger die wichtigsten Grössenindikatoren, denn man investiert ja für einen Anteil am Gewinn und für eine Dividendenausschüttung. Aber leider schwanken Gewinne und Dividenden sehr viel stärker als die beiden obigen Kennzahlen, wodurch sie an Zuverlässigkeit verlieren.
Mit der Zeit werden Sie mit allen Obermatt-Rängen effektiv zu arbeiten lernen. Dafür einige Fallbeispiele, die Ihnen einen Wissensvorsprung verschaffen:
Die Krisensituation
In Krisen ist der Gewinn eines Unternehmens niedrig, der Umsatz ist meist noch normal und auch das investierte Kapital ist noch da. Die Value-Ränge für Umsatz und Kapital sind also vernünftig, der Value-Rang für Gewinn vermutlich tief. Diese Konstellation ist nicht unüblich in der Wirtschaftswelt. Auch stellt sie nicht wirklich ein Problem dar, weil die Gewinne solcher Unternehmen nur selten über einen längeren Zeitraum so niedrig verharren. Warren Buffett hat zum Beispiel Coca Cola in genau einer solchen Situation gekauft, als sie die Rezeptur für ihre Cola verändert haben und sie niemandem geschmeckt hat. In solchen Situation ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis, also der Obermatt Value-Rang des Gewinns, von kurzfristiger Natur. Die anderen Value-Ränge können ein Hinweis geben, dass das Unternehmen günstig zu kaufen ist.
Der Cash-Cow Fall
Der Cash-Cow Fall wäre Coca Cola heute. Das Unternehmen weist einen niedrigen Gewinn im Verhältnis zum Aktienpreis auf, doch die Dividende ist recht hoch, also ein schlechtes KGV bei guter Dividendenrendite. Daran erkennen wir, wie die Cash-Cow gemolken wird. Die Gewinne werden für hohe Dividenden genutzt, um die Aktienpreise zu stützen. Das ist mitunter auch ein Zeichen dafür, dass das Management nicht wirklich weiss, was es mit dem vielen Geld tun soll. Es besteht wenig Kreativität im Hinblick auf neue Investition. Trotz hoher Dividenden ist das nicht wirklich ein gutes Zeichen.
Der zukünftige Star
Die umgekehrte Situation ist bei zukünftigen Überfliegern zu finden. Das sind Unternehmen, die hohe Gewinn ausweisen und gleichzeitig wenig Dividenden ausschütten ("Microsoft" in den 90er Jahren). Hier haben wir genau den Kontrast zu Coca Cola: Das zuküftige Star-Unternehmen wird seine Gründe haben, weshalb sie die Gewinne nicht auszahlen – nämliche bessere Anlagemöglichkeiten. Das sind spannende Anlagemöglichkeiten.
Der ausgewogene Fall
In der ausgewogenen Situation sind alle Obermatt Value-Ränge gut, was ein Anzeichen für ein billiges Unternehmen ist. Zwar befinden sich solche Unternehmen manchmal in regulierten Märkten und werden sich somit nicht viel weiterentwickeln, aber das sollte für Sie kein Grund zur Sorge sein, denn die Dividenden rechtfertigen die Anlage, wenn der Dividendenrang hoch ist.
Wie Sie sehen, spiegeln die Value-Ränge die Fakten. Das Entscheidende ist, wie Sie selbst die Zukunft der Unternehmen einschätzen – besser oder schlechter als ihre Fakten. Schauen Sie sich auch unsere anderen Obermatt-Videos an, um noch genauer zu erfahren, wie Sie mit den Value-Rängen arbeiten können.