In einer Welt flüchtiger Trends verkörpert kaum ein Name Beständigkeit so sehr wie Richemont. Die Compagnie Financière Richemont SA ist nicht einfach ein Luxuskonzern – sie ist ein Hüter von Schönheit, Handwerkskunst und Zeit. Von der skulpturalen Eleganz Cartiers bis zu den poetischen Kreationen von Van Cleef & Arpels definiert dieses Schweizer Kraftzentrum, was es heisst, wenn Tradition und Geschäft im Gleichklang gedeihen.
Gegründet 1988 von Johann Rupert, ist Richemont heute das drittgrösste Luxusgüterkonglomerat der Welt – kleiner als LVMH, aber dem Geist von Hermès ähnlicher. Das Unternehmen führt eine sorgfältig zusammengestellte Familie von 27 Maisons, die alle durch Erbe und Kunstfertigkeit geprägt sind. Im Zentrum stehen die Schmuckhäuser – Cartier, Van Cleef & Arpels, Buccellati und Vhernier –, die das Rückgrat der Profitabilität bilden. Ergänzt werden sie durch die spezialisierten Uhrenhäuser, zu denen Ikonen wie Jaeger-LeCoultre, IWC und Vacheron Constantin gehören, sowie ein feines Accessoire-Portfolio rund um Montblanc und Chloé.
Dieses fein austarierte Ökosystem verleiht Richemont seine Widerstandskraft. Während Schmuck für stabiles Wachstum mit hohen Margen sorgt, bewahren Uhren und Lederwaren die Identität des Konzerns als leise Autorität des Schweizer Luxus.
Die Strategie von Richemont ist bewusst gewählt: mehr Fokus, weniger Ablenkung, grössere Kontrolle. Der jüngste Ausstieg aus YOOX NET-A-PORTER schloss ein Kapitel digitaler Experimente und schärfte den Blick auf das Direct-to-Client-Geschäft, das mittlerweile rund drei Viertel des Umsatzes ausmacht. Diese Entwicklung verschafft Richemont die volle Kontrolle über Präsentation, Preisgestaltung und Markenbotschaft – ein entscheidender Vorteil im Ultra-Luxus-Segment.
Finanziell bleibt das Unternehmen ein Stabilitätsanker. Hohe Liquidität und eine Netto-Cash-Position ermöglichen gezielte Investitionen und sichern Flexibilität gegenüber wirtschaftlichen Gegenwinden. Richemonts Wertschöpfungsansatz bleibt konservativ, aber konsequent – beständiger Markenwert hat Vorrang vor kurzfristiger Dynamik.
Wussten Sie schon?
- Cartiers königliches Erbe begann mit König Edward VII., der es als den „Juwelier der Könige und König der Juweliere“ bezeichnete.
- Bei Van Cleef & Arpels trägt das berühmte Kleeblattmotiv der Alhambra-Kollektion die Überzeugung des Gründers, dass „man an das Glück glauben muss, um es zu sehen“.
- 1914 erwarb Cartier sein Flagship-Haus an der Fifth Avenue in New York durch den Tausch einer doppelreihigen Perlenkette – ein Beispiel dafür, dass Luxus manchmal jenseits von Geldwerten verhandelt wird.
- Vacheron Constantin ist die älteste Uhrenmanufaktur der Welt in kontinuierlichem Betrieb seit ihrer Gründung im Jahr 1755. Ihr Motto seit 1819 lautet: „Faire mieux si possible, ce qui est toujours possible“ (Besser machen, wenn möglich, was immer möglich ist).
- IWC hatte einst eine sehr pragmatische Namenskonvention für einige ihrer legendären Uhren. Die für die britische Armee hergestellten Militäruhren wurden schlicht W. W. W. genannt, was für „wrist watch waterproof“ (wasserdichte Armbanduhr) stand. Auch die heute ikonischen Portuguese-Modelle waren anfangs nur mit der Nummer „325“ gestempelt und erschienen nicht einmal in Katalogen, weil sie sich zunächst nicht gut verkauften.
- Die ikonische Tank-Uhr von Cartier (an der Richemont in den 1990er-Jahren über die Vendôme Group eine Mehrheitsbeteiligung erwarb) wurde Berichten zufolge von den Renault-Panzern inspiriert, die an der Westfront des Ersten Weltkriegs eingesetzt wurden. Der Blick von oben auf die Ketten des Panzers brachte Louis Cartier auf die Idee für die charakteristische rechteckige Form der Uhr mit den vertikalen „Brancards“ (den Seiten), die das Armband integrieren.
In einem Luxusumfeld nach dem Boom, in dem das Wachstum sich normalisiert hat, bleibt Richemont auf die widerstandsfähigsten Marktströmungen ausgerichtet. Die Rückkehr des „Quiet Luxury“ – dezentes Design, Herkunft mit Geschichte und Handwerkskunst statt auffälligem Branding – spielt dem Konzern direkt in die Karten.
Laut Bain & Companys Ausblick für 2025 wird die Zukunft der Luxusbranche von Erbe, Vertrauen und Generationenmarken geprägt sein. Richemont mit seinen traditionsreichen Maisons und globaler Reichweite ist bestens positioniert, von diesem Wandel zu profitieren. Die Nachfrage in Europa, dem Nahen Osten und den USA bleibt stabil und gleicht Schwankungen in Asien aus. Für Anleger steht Richemont für Qualität in Reinform – geduldig, beständig und zutiefst verwoben mit einer Kultur der Dauerhaftigkeit.
Richemonts Obermatt 360° View Rank liegt bei 86 (zum Zeitpunkt der Verfassung) und damit über dem Grossteil seiner globalen Wettbewerber. Die Bereiche Wachstum, Sicherheit und Stimmung zeigen starke Werte, gestützt durch konstante Leistung und vorsichtige Bilanzführung. Der Value-Rang hingegen liegt niedriger – ein Hinweis darauf, dass Anleger die Qualität Richemonts erkannt haben und bereit sind, dafür zu zahlen. Kurz gesagt: Diese „Swiss Pearl“ ist tatsächlich so bewertet, wie sie verdient – kein Schnäppchen, sondern ein Meisterwerk aus Stabilität, Luxus und diszipliniertem Wachstum.
Erfahren Sie mehr über den Obermatt Swiss Pearls Index (Ticker: OMSP1).
