Die dritte Säule ist in der Schweiz beliebt, denn sie spart Steuern. Neu bewerben die Anbieter ihre 3a Aktienfonds intensiv. Leider machen diese Fonds wenig Sinn, denn der ganze Steuervorteil geht an die Banken. Ursache sind stossend hohe Gebühren.
Alle Berechnungen können auf die eigene Situation angewendet werden. Hierfür steht eine Google Sheet-Datei zum Download zur Verfügung:
Reich werden vor allem die Banken
Die Banken zeigen in letzter Zeit gerne die positiven Renditen bei ihren Säule 3a Aktienfonds. Besonders die Werbung der Credit Suisse, die an allen Strassenecken, im Internet und auf den CS Bankomaten zu sehen ist, fällt auf. Darin wird mit 5.28% Rendite mit 3a Aktienfonds geworben. Unsere Nachforschungen zeigen: Die UBS bringt es auf 5.1% und die ZKB auf 5.0%.
Schöne Aussichten. Aber was kostet das? Ein Besuch bei der Bankberaterin zeigt schnell, dass man dort von den Gebühren nicht so gerne spricht. "Das ist ja alles inbegriffen," meint sie. Durchaus verständlich, denn am Schluss wird ihr Lohn von den Bankgebühren bezahlt und diese sind nicht gering. Bei der CS bezahlt man jedes Jahr 1.39% bis 1.51%, bei der UBS 1.38% bis 1.62% und bei der Migros 0.75% bis 1.1% auf dem Wert des 3a Kontos. Beim VZ sind es zwar nur 0.68%, dafür kommen noch Drittkosten von ETF Anbietern in der Höhe von 0.35% dazu. Bei der ZKB sind es nur 0.79%, dafür muss man sich mit 2.5% einkaufen und bezahlt 1.0% für die Auflösung. Man bezahlt für den ZKB Fond also 2.5% mehr als er wert ist, wenn man ihn kauft und man kriegt 1% weniger als er wert ist, wenn man ihn wieder verkauft.
Diese Prozente tönen nach wenig, sind aber ganz schön viel, denn wer dreissig Jahre den Säule 3a Betrag von 6'768.- bis zur Pension spart, bezahlt bei der Credit Suisse 117'700 Franken an die Bank (bei der angepriesenen 5.28% Rendite mit dem CS Fond). 117'700 Schweizer Franken sind unglaubliche 81% der Rendite nach Steuern. Mit anderem Worten: Also fast nochmals soviel wie der Sparer erhält, bekommt auch die Bank. Dabei trägt der Sparer das ganze Risiko. Die Bank wickelt nur ab und wäscht sich die Hände in Unschuld, wenn es einmal schief laufen sollte. Zumindest steht das überall in der Werbung.
Sogar bei der günstigen Migros und dem VZ sind es noch über 80'000 Franken, die vom Sparguthaben über die Zeit hinweg abgezogen werden. Die Migros nimmt so vom Sparer zwischen 32% und 52% des Sparertrags nach Steuern. Bei der VZ Lösung gehen 48% an die Finanzinstitute.
"Später wird grossartig." sagt die CS Werbung - Ja, vor allem für die Bank selbst, denn für jeden 3a Kunden kann sich ein CS-Mitarbeiter für den Ruhestand einen Tesla kaufen. Bei der Migros, dem VZ und der ZKB liegt noch ein Merzedes oder BMW drin. Warum braucht eine nicht-Gewinn-orientierte Genossenschaft wie die Migros vom 3a Rentner eine Limusine? Und beim VZ merkt man jetzt, dass er nicht mehr wirklich neutral beraten kann seit er eine Bank geworden ist.
Der 3a Sparer, der notabene das ganze Risiko trägt, erhält vom Sparbetrag wenig mehr als die Banken
Steuervorteil durch Bankgebühren ausradiert
Die Übung könnte sich für den Sparer ja trotzdem lohnen, denn die Säule 3a ist steuerlich begünstigt. Leider geht beim Angebot der CS der ganze Steuervorteil und sogar noch mehr an die Bank. Wenn man den Säule 3a Betrag nicht einbezahlt, sondern selbst verwaltet und alle Steuern darauf bezahlt, hat man noch immer mehr als im 3a Konto der Credit Suisse.
Bei 20% Steuern auf alle Einlagen und alle Dividenden und nach Abzug von Handelskosten hat der Sparer nach dreissig Jahren rund 360'000 Franken im Depot. Wer das Gleiche bei der CS steuerlich begünstigt im Säule 3a Aktienfond spart, hat am Schluss auf dem 3a Konto weniger als 350'000 Franken. Netto ist der Steuervorteil verschwunden und dazu noch etwas mehr:
Die Aktienfonds lohnen sich in der dritten Säule also kaum. Wer das Risiko von Aktien tragen will, macht es besser ohne die Säule 3a, denn dort belasten die Banken derart hohe Gebühren, dass der Steuervorteil auch für grosse Steuerzahler langfristig weg ist (mit Google Sheets Ihr Steuervorteil vergleichen).
Das Problem liegt darin, dass sich die Gebühren über die Jahre aufhäufen. Auf allen Einzahlungen und auf allen erzielten Renditen zahlt man jedes Jahr wieder erneut Gebühren, sodass diese langsam aber sicher aufgefressen werden. So ist eine Jahresrendite von 5% bei einer Verwaltungsgebühr von 1.0% (typisch für die billigsten Anbieter) nach fünf Jahren vollständig bei der Bank. Der Sparer hat nichts mehr von dieser Jahresrendite und muss auf zukünftige Renditen hoffen.
Nicht mal das Abstottern der Hypothek lohnt sich
Die Aktienfonds lohnen sich in der dritten Säule höchstens, wenn man erstens hohe Einkommenssteuern bezahlt, zweitens in einer Gemeinde mit tiefen Steuern auf Kapitalleistungen wohnt, drittens eine günstige Bank (ZKB, VZ, Migros) verwendet und viertens sofort nach fünf Jahren wieder aussteigt. Das ist heute nur möglich, wenn man das Geld für das Abstottern der Hypothek nutzt oder das Land verlässt.
Dabei ist allerdings noch nicht berücksichtigt, dass man privat intelligenter anlegen kann als die Fondsgesellschaften, denn wer langfristig spart, spart am besten ausschliesslich mit Aktien. Das gilt vor allem für alle in der Schweiz tätigen Arbeitnehmer, denn diese besitzen schon viele festverzinsliche Anlagen in der 2. Säule.
Reines Aktiensparen ist in Säule 3a Produkten aber gesetzlich gar nicht möglich. Weil in den Säule 3a Fonds rund die Hälfte des Betrags in festverzinslichen Anlagen stecken, hat man in der Säule 3a langfristig deutlich tiefere Durchschnittsrenditen als mit der Selbstanlage in Aktien. Wird diese Tatsache berücksichtigt, dann lohnt sich die Säule 3a in keinem Fall; egal wie hoch der Steuerfuss und wie tief die Bankgebühren sind.
Zudem: Wer das Aussteigen nach fünf Jahren vergisst und das Geld auf dem Konto lässt, bezahlt teuer. Sollte die Eigenheimfinanzierung einmal nicht mehr gefördert werden (was in der Politik diskutiert wird) oder die Steuersätze für Kapitalleistungen steigen, geht die 3a-Rechnung sowieso nicht mehr auf. Man ist dann im Säule 3a Gefängnis und kommt nicht mehr heraus. Das sind fast unwägbare Risiken, denn es gibt schon heute Gemeinden, die Auszahlungen aus der 3. Säule mit bis zu fast 20% besteuern (auf Seite 7 des Berichts "Kapitalauszahlungssteuern bei Vorsorgegeldern", von VermögensPartner, Winterthur; wir gehen in unseren Berechnungen von 8% Steuern auf den Kapitalleistungen im Alter aus).
Wer weiss wie sich die Säulen-Gefängnisse weiter entwickeln? Was heute noch wie ein "steuerlich vergoldetes" Gefängnis aussieht, kann bald einmal den Glanz verlieren und ganz düster aussehen. Besser, man verwaltet das Geld selbst und ausserhalb der Säulen-Gefängnisse.
Bereit für die Selbstanlage? Obermatt macht es einfacher:
Bei der Selbstanlage müssen nur zwei Regeln beachtet werden und man spart praktisch alle Bankgebühren.