Es waren einmal zwei ETH Absolventen, die kein Geld hatten, aber eine Idee… Was klingt wie aus dem Märchenbuch, ist die Erfolgsgeschichte der Swissquote-Gründer Marc Bürki und Paolo Buzzi. Sie begann 1990 mit einem IT-Start-up namens Marvel Communications. Damals haben die beiden Firmengründer von einem Monat zum anderen gelebt, immer mit der Idee, dass sie im Bereich Finanzen und Banken etwas machen wollten. Heute leiten sie als perfekt eingespieltes Team die erfolgreichste Online-Bank der Schweiz.
Der Weg dorthin war allerdings lang: Keine drei Jahre nach ihrer Firmengründung ging ihnen das Geld aus. CEO Bürki erinnert sich: «Wir haben unser letztes Geld zusammengekratzt und sind in die USA zu einer der ersten Internet Exhibitions geflogen. Den Enthusiasmus von dort haben wir mit in die Schweiz genommen.» Und dann kam die entscheidende Idee. Als plötzlich alle, die teuer dafür bezahlten, Zugang zu der gerade elektronisch gewordenen Schweizer Börse erhielten, beschlossen Bürki und Buzzi diese Finanzdaten nicht zu verkaufen, sondern gratis über das Internet zu verteilen. Gesagt, getan: Die Pioniere liehen sich Geld von ihren Familien und gründeten 1996 die Web-Plattform swissquote.ch. Schnell folgten dann auch erste Aufträge – zunächst jedoch von Kunden, die eine Webseite wollten. Dieses Geld floss dann auch in die Weiterentwicklung der Swissquote – bis diese 1999 zum Hauptgeschäft wurde. Den Ausschlag gaben die Nutzer der Finanzplattform, die sich wünschten hier auch direkt kaufen oder verkaufen zu können. Und weil man das in der Schweiz nur als Bank machen konnte, schloss sich Swissquote mit der kleinen Zürcher Privatbank Rüd, Blass & Cie AG zusammen. Dann kam die Zeit, in denen New Market Firmen an der Schweizer Börse gepusht wurden und die beiden Internetpioniere ihre Chance auf Eigenkapital – und damit auf eine eigene Banklizenz – sahen.
Der Börsengang
Bürki schmunzelt: «Wir waren rund 25 Mitarbeiter und immer noch dabei ums Überleben zu kämpfen. Dann kamen die ersten Berater, die Swissquote an die Börse bringen wollten und sagten uns, Ihr Unternehmen ist 350 Millionen wert. Wir dachten, das ist doch unmöglich!» Das dem nicht so war, bewies der Börsengang des Start-ups im Jahr 2000. Ein Jahr später folgte die Banklizenz. Für die beiden IT-Experten absolutes Neuland. «Wir haben auf der grünen Wiese begonnen und sahen ja auch nicht aus wie Banker. Aber das hat die Eidgenössische Bankenkommission nicht gestört, solange die Prozeduren und das Eigenkapital stimmten und es ein Organigramm mit Spezialisten gab», erzählt der CEO. Nach diesem Erfolg lauerten allerdings schon die nächsten Schwierigkeiten: Die Idee einer französischen Filiale machte sich nicht bezahlt, hinzu kam das Platzen der Internetblase. Doch Swissquote hat überlebt und ist durch die Krise nicht nur mental stärker geworden: Die Firma konnte schliesslich einen der grösseren Konkurrenten aufkaufen und damit ihr erstes profitables Quartal im Jahr 2003 verzeichnen. Seitdem wird das Geschäft kontinuierlich ausgebaut: Mit innovativen Dienstleistungen wie dem elektronischen Vermögensverwalter im Private Banking. Das System macht anhand von individuellen Angaben und Präferenzen Vorschläge für die Strategie und simuliert die Performance – und kommt bei den internetaffinen Kunden gut an: «Es ist effizient und funktioniert: Bis Ende des Jahres haben wir um die 100 Millionen CHF Assets, die auch wirklich verwaltet werden», so Bürki.
Das Online-Geschäft als einziges Businessmodellster
Swissquote hatte einen entscheidenden Vorteil gegenüber der Konkurrenz: Das Online-Geschäft als einziges Businessmodell. «Sobald das Online Geschäft etwas heikel wurde, haben andere Banken es sofort abgestossen. Bei uns war das hingegen unser Lebensinhalt – es ging um ‹Leben und Tod› – entweder funktioniert es oder nicht», resümiert der CEO. Für Bürki sind stetige Innovationen das Rüstzeug, um in einem schnelllebigen Business bestehen zu können. Auch deshalb hat Swissquote seine Dienstleistung inzwischen ausgebaut. Der CEO erläutert: «Die Expansionsstrategie, die wir jetzt verfolgen, ist sehr stark mit dem Forex verbunden. Hier muss man eine gute Liquidität vorweisen, damit man auch liefern kann. Mittlerweile haben wir rund 14 grosse Banken an unser System angeschlossen.»
Bei der Übergabe der Auszeichnung zum CEO DES JAHRES meint Bürki: «Wenn wir eine Auszeichnung bekommen, dann sollte das ein Kollektivpreis sein.» Denn trotz des kurzlebigen Geschäfts hat sich eines in den letzten 22 Jahren nicht geändert: Marc Bürki und sein Geschäftspartner Paolo Buzzi teilen sich noch immer ein Büro und den Spass an der Arbeit. Auch der Finanzchef ist bereits seit Börsengang an Bord. Die Kombination aus dem Verkaufstalent Bürki und dem Computergenie Buzzi sei von Anfang an der Motor für die Firma gewesen – und die Basis für eine enge Freundschaft, die mittlerweile über 30 Jahre andauert. Was beweist, dass beim Geld die Freundschaft doch nicht aufhört. Und dass die besten Geschichten immer noch das Leben schreibt.