Der Schriftsteller und Aktien-Neuling Thomas Meyer mag keine Verluste. Da unterscheidet er sich nicht von allen anderen. An der Börse entstehen aber laufend Verluste, denn die Aktienpreise schwanken. Und sie schwanken mehr und mehr. Thomas weiss das, will aber wissen, warum.
In der Tat sind die Schwankungen grösser, als sie aus rational-ökonomischen Gründen sein sollten. Zumindest hat dies Robert Shiller nachgewiesen, der dafür den Nobelpreis erhalten hat. Über die Gründe kann man nur spekulieren. Obermatt CEO Dr. Hermann J. Stern persönlich fallen drei Gründe ein.
Erstens werden Schwankungen wohl von Computern erzeugt, die ständig automatisch Kauf- und Verkaufsaufträge auslösen.
Zweitens führt die Tatsache, dass auch wir Menschen auf Ereignisse viel schneller reagieren können als früher, zu schnelleren Kursänderungen an der Börse. Früher musste man seinen Händler anrufen, bevor ein Auftrag ausgeführt wurde. Dieser hat dann persönlich mit der Gegenpartei oder dem Börsenring-Händler per Telefon Kontakt aufgenommen, um die Transaktion durchzuführen. Heute kann jeder auf seinem Smartphone handeln – und zwar sofort. Es passiert viel mehr in viel weniger Zeit. Kein Wunder, sind die Schwankungen höher. Zumal die Handelsgebühren gefallen sind. Und je tiefer die Kosten, umso eher kauft und verkauft man.
Und drittens sind die Zinsen aktuell sehr tief. Kleine Veränderungen haben hier eine grosse Hebelwirkung: Ein Anstieg von 10 auf 11 Prozent ist nur ein Plus von 10 Prozent, aber wenn die Zinsen von 1 Prozent auf 2 Prozent steigen, sind sie 100 Prozent gestiegen. Das heisst, solange die Zinsen tief sind, sind die Schwankungen hoch.
Thomas Meyer hat sich bereits damit angefreundet, dass der Wert seiner Papiere schwanken wird. Er hat eine Spotify-Aktie gekauft und damit 20 Franken verdient, mit seinen 2 Schneider-Electric-Aktien aber schon 30 verloren. Kurzfristig ist das ärgerlich, aber langfristig ist es egal. Und wer Aktien kauft, sollte es immer langfristig tun.
«Ich hätte schon früher damit anfangen sollen, ich bin immerhin schon 44», sagt Thomas. Natürlich hätte er sein Kapital schon vermehren können in den 20 Jahren seiner beruflichen Tätigkeit – aber es bleibt ja noch viel Zeit, um von der Börse profitieren zu können.