GRAMBACH. Wahrlich sehen lassen kann sich das Kursplus von mehr als 100 Prozent im Ein-Jahres-Rückblick beim steirischen Bioenergieanlagen-Hersteller BDI Bioenergy. Dennoch war der Aktienkurs nur einer von drei Kennzahlen, die den Ausschlag für die Kür zum CEO des Jahres in der Kategorie Medium & Small Companies durch die Juroren des Schweizer Finanzresearch-Unternehmens Obermatt gaben.
Vorstandsduo
Einen Lorbeerkranz umhängen kann man dem Chief Executive Officer (CEO) von BDI aber nicht, denn es gibt ein kleines technisches Problem: Es gibt mit Markus Dielacher zwar einen CTO (Chief Technology Officer) und mit Edgar Ahn einen CSO (Chief Sales Officer), aber eben keinen CEO.
Im Ranking von Obermatt wird symbolisch der für die Verkaufsaktivitäten zuständige Edgar Ahn angeführt (s. Foto). Ahns Assistentin Margarete Gotthard verweist darauf, dass BDI zwei gleichberechtigte Vorstände habe, und Ahn sei als CSO nur einer davon. Dieser ließ ausrichten, dass er „nach reiflicher Überlegung" für ein Interview im Zuge der Kür zum CEO des Jahres nicht zur Verfügung stehe.
Lob für Turnaround
Ahn ist sehr viel im Ausland unterwegs, was angesichts der geografischen Umsatzstruktur des Unternehmens nicht überrascht. Laut Jahresbericht 2013 hat BDI Bioenergy nur 0,6 Millionen € von 35,5 Millionen € Gesamtumsatz in Österreich erzielt. Die Erlöse im EU-Raum (exklusive Österreich) lagen bei 24,1 Millionen €, 10,7 Millionen € steuerte die restliche Welt bei. In Österreich ist der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr sogar um 41,2 Prozent eingebrochen, während er auf Konzernebene um 19 Prozent gestiegen ist. Die Experten von Obermatt beeindruckte bei der Kür vor allem „der gelungene Turnaround, der auch von der Börse anerkannt wird". Konkret ist das Nettoergebnis laut Geschäftsbericht von minus 4,4 Millionen € auf plus 3,2 Millionen € gestiegen. „Obwohl der Gewinn noch klein ist, zeigt das Umsatzwachstum eine kritische Trendwende, die dringend notwendig war und nun erfolgreich vollzogen ist", meinen die Schweizer Juroren. Wie dem Geschäftsbericht weiters zu entnehmen ist, lag der Auftragsstand Ende 2013 bei 74,1 Millionen €. Im Vergleich zu den 24,1 Millionen € per Ende 2012 ist das ein kräftiges Plus.
Im grünen Bereich
In den sechs Jahren nach dem IPO 2006 hat BDI durchgehend Gewinne geschrieben. Danach folgte das verlustreiche Jahr 2012, mit dem sich die Jahreszahlen 2013 nun messen mussten - oder besser gesagt durften. Immer schon im grünen Bereich angesiedelt ist die Technologie: Gemäß der Firmenphilosophie „From Waste to Value" entwickelt BDI Biodiesel- und Biogasanlagen zur Energiegewinnung aus Neben- und Abfallprodukten. Salopp formuliert wird also Stroh zu Gold gesponnen, wobei in der Geschäftswelt nicht immer alles so glatt läuft wie in der Märchenwelt.
Volle Auftragsbücher
Laut dem Mitte Mai vorgelegten Bericht zum ersten Quartal 2014 brach der Umsatz aufgrund von Projektverzögerungen um 45,5 Prozent auf 4,3 Millionen € ein und der Nettogewinn sank um 46,9 Prozent auf 0,3 Millionen €. Der Auftragspolster lag Ende März aber aufgrund einer Großbestellung mit 73,7 Millionen € um 293 Prozent über dem Vorjahr. Knapp 20 Millionen € seien aber noch davon abhängig, ob ein Kunde in Kroatien die Finanzierung auf die Beine stellen könne, hieß es.
Mit freundlicher Genehmigung vom Wirtschaftsblatt