WirtschaftsBlatt: Der Brain-Force-Aktienkurs ist zwar im Vergleich zum Anfang der 2000er-Jahre sehr tief, seit September 2013 ist er aber um mehr als 100 Prozent gestiegen. Sie haben selbst im Oktober 17,5 Prozent der Anteile übernommen. Das Obermatt-Institut hat das als vertrauensbildend bezeichnet. Was war Ihrer Ansicht nach der Hauptmotivator der Performance?
Michael Hofer:
Wir haben harte Jahre hinter uns. Als Service-Unternehmen hat uns die Krise genauso getroffen, wie andere. Wir haben sehr teure Restrukturierungsprogramme über mehrere Jahre gefahren. Nun konnten wir aber deutliche Zuwächse machen in Ländern, in denen der Trend eigentlich noch abwärtsgeht, etwa in Italien. Diese Geschichte hat aus meiner Sicht einfach mit Nachhaltigkeit zu tun.
Mit Nachhaltigkeit meinen Sie das Ergebnis des Restrukturierungsprozesses?
Ja. Wir haben hier sehr viel Geld investiert. Man muss bedenken, dass in Märkten wie Holland oder Deutschland, wo wir stark vertreten sind, Restrukturierungen vor allem im Personalbereich massiv mehr kosten als in Österreich.
Es heißt immer, Österreich wäre bei den personalbezogenen Kosten so hoch. Gibt es hier doch einen Wettbewerbsvorteil?
Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es in Österreich, was Restrukturierungen im Personalbereich betrifft, eindeutige Regeln, nach denen sich ein Unternehmen richten kann. Das ist klar ein Wettbewerbsvorteil.
Wesentlich zur jüngsten Rückkehr in die Gewinnzone hat bei Brain Force der Verkauf der SolveDirect beigetragen. Was ist im neuen Geschäftsjahr drinnen und mit welchen Sondereffekten?
Neue Verkäufe stehen im Moment nicht am Plan. Es läuft alles auf Schiene und wir erwarten ein deutlich positives EBIT.
In Frankreich hat im Mai die Übernahme von Bull durch den IT-Riesen Atos um über 600 Millionen € Aufsehen erregt. Hintergrund war die Stärkung der Cloud-Computing-Sparte. Auch andere schauen sich hier um. Wie gut ist Brain Force mit seinen 88 Millionen € Umsatz im internationalen Konzert der Cloud-Großanbieter aufgestellt?
Im Bewerb mit den Großen versuchen wir uns über unsere Service-Rolle zu definieren. Wir bieten Cloud Computing nur mit Partnerunternehmen an und konzentrieren uns selbst auf Consulting und Services. Es ist in der Branche leicht, sich zu zerfransen. Man muss sich fokussieren.
Sind neue Zukäufe denkbar?
Im Moment konzentrieren wir uns auf organisches Wachstum. In unserer Dimension sind Zukäufe derzeit schwierig. Für IT-Hochzeiten werden gerade unvorstellbare Preise bezahlt. Unser Ansatz ist eher, über hoch qualifizierte Mitarbeiter zu wachsen.
Wie entwickelt sich der Margendruck in der Branche?
Im Servicebereich steigt er weiter, insbesondere bei Leistungen durch niedrig qualifiziertes Personal. Je höher die Mitarbeiterqualität, desto höher die Margen.
Brain Force hatte in letzter Zeit einige Anteilsverschiebungen. Stefan Pierer stockte auf, verkaufte wieder. Sie übernahmen 17,5 Prozent. Im Februar wurde der Punkt "Veräußerungs-Absichten wesentlicher Anteile" von der HV-Tagesordnung genommen... Was sehen wir als Nächstes?
Ich kann Ihnen dazu natürlich nichts Konkretes sagen. In Summe geht es darum, dass ständig Gespräche mit unterschiedlichen Unternehmungen geführt werden. Ununterbrochen wird uns etwas angeboten. Wir befinden uns seit einiger Zeit in einer Situation, wo jeder mit jedem spricht.
Was hat die Situation ausgelöst?
Es ist ein Markt, der lange sehr ruhig war. Nun besteht eine gewisse Dynamik. Es gibt zahlreiche Unternehmen, die akquirieren wollen oder die sich anbieten.
Mit freundlicher Genehmigung vom Wirtschaftsblatt