13. Oktober 2015

Jan Jenisch
Leistungsorientiert führt Jan Jenisch seine Mannschaft

(Text) Alexandra Pauli (Foto)

Jan Jenisch mit Obermatt Gold Pin 2015
Profil

Ein so erfolgreiches Unternehmen zu führen wie Sika ist für CEO Jan Jenisch ein grosses Privileg. Seine Position ist mit viel internationaler Reisetätigkeit verbunden, was er allerdings „sportlich“ sieht. Mit einer Sportmannschaft vergleicht er auch gerne einmal seine Unternehmen und dessen Mitarbeiter. Gemeinsam Höchstleistungen zu vollbringen und nicht stillzustehen ist für das Sika Team samt Firmenlenker Jenisch die oberste Devise.

„Wir müssen die Sika Werte jeden Tag aufs Neue bei all unseren Mitarbeitern ins Bewusstsein rufen und vorleben.“

Im innerschweizerischen Baar hat Sika den Unternehmenssitz und CEO Jan Jenisch sein Büro. Das Büro bleibt öfters leer, denn Jenisch ist viel unterwegs und verbringt pro Jahr rund 160 Nächte in Hotels. Er will nahe an den Märkten sein, seine Führungskräfte regelmässig in der jeweiligen Landesgesellschaft treffen und mit ihnen Schlüsselkunden besuchen. Bei Standorten in über 90 Ländern liegt eine ensprechend hohe Reisetätigkeit nahe. Jan Jenisch sieht einen weiteren Aspekt in Verbindung mit den Reisen: „Wir müssen die Sika Werte jeden Tag aufs Neue bei all unseren Mitarbeitern ins Bewusstsein rufen und vorleben. Das fängt bei mir als CEO an, dementsprechend will ich präsent sein.“ Da kommt der Sika Spirit zum ersten Mal zum Vorschein. Der Chef ist nahe an seiner Mannschaft. Er vergleicht die Firma auch schon mal mit einer Sportmannschaft und setzt ambitionierte Ziele. „Es wird gemeinsam trainiert und gemeinsam in den Wettkampf gezogen. Jeder soll genau wissen, wo der Weg hinführt und woran er gemessen wird,“ so Jenisch.

Der Sika Spirit

Positive Stimmung und gute Laune innerhalb seiner Mannschaft sind dem Chef enorm wichtig. Er beschreibt sie als den „Sika Spirit“. Jeden der 160 Senior Managers, die weltweit für Sika tätig sind, trifft der Konzernleiter mindestens dreimal im Jahr. Für Jenisch geht es trotz Jetlag oft zeitig los. Erste Termine finden meistens früh morgens in der Fabrik oder auf der Baustelle statt. Das charakterisiert den Unternehmenslenker von Sika.

Sportlich unterwegs

Jan Jenisch spricht oft von seiner Mannschaft und schliesst jeden einzelnen Mitarbeiter ein. Am besten passe der Eishockeysport zum führenden Spezialitätenchemieunternehmen - laut Jenisch „ein Mannschaftssport, bei dem es ruppig aber fair zugeht.“ Auch im Privatleben zeigt sich bei dem Deutschen, der seit Längerem in der Schweiz lebt, die Sportbegeisterung. Es kann schon mal vorkommen, dass er bei einem Tennisspiel von Roger Federer oder Stan Wawrinka bis um 3 Uhr in der Nacht vor dem Fernseher mitfiebert. Um selbst Sport zu betreiben, bleibt Jenisch nur wenig Zeit. Es reicht zum Skifahren oder Joggen.

Martin Schneider: Wie gehen Sie mit Herausforderungen um?

Ich sehe Herausforderungen sportlich und beklage mich nicht. Es gibt Leute, denen immer irgendetwas nicht passt und die lamentieren. Zu denen gehöre ich nicht. Für mich ist es ein grosses Privileg, ein solch tolles Unternehmen sowie so ein tolles Team zu führen. Deswegen nehme ich nie eine negative oder rückblickende Haltung ein, sondern blicke stets positiv nach vorne. Die Aufgabe eines CEOs ist es ungeachtet der Umstände, die Firma voran zu bringen.

Als CEO spürt man konstant einen gewissen Druck. Ist dieser in herausfordernden Zeiten noch grösser als gewöhnlich?

Es ist gut, Druck zu haben, denn man steht nicht still sondern agiert. Stillstand und das Verharren im Status Quo wären fatal im heutigen Wirtschaftsleben. Wenn Sie sich für Fussball interessieren, schauen Sie mal das Endspiel der WM 1974 an, Deutschland gegen Holland. Das war zur damaligen Zeit ein recht dynamisches Spiel. Heute sieht der Match von damals aus wie in Zeitlupe. Fussball hat sich extrem verändert und ist schneller geworden. Da sehe ich Parallelen zum Wirtschaftsleben und zur Unternehmensführung. Wir müssen uns, wie ein Fussballer, jeden Tag verbessern. Wenn ich keinen Druck mehr spüre und keine Veränderungen mehr bewirken will, dann bin ich am falschen Ort. In seiner Komfortzone zu verharren mag zwar bequem sein, aber keinesfalls förderlich für den Erfolg eines Unternehmens. Langfristig wird der Mitbewerb Sie aus dem Markt verdrängen.

Müssen diese Fortschritte täglich ersichtlich sein? Börsenkotierte Unternehmen denken von Quartal zu Quartal. Unternehmen zu 100% in Familienbesitz orientieren sich eher längerfristig. Wie ist der Zeithorizont bei Sika?

Wir denken sehr leistungsorientiert und generieren das vierte Jahr in Folge gute Zuwachsraten und Margensteigerungen. Das ist mir persönlich wichtig. Ich will gemeinsam mit meiner „Mannschaft“ jedes Jahr eine deutliche Verbesserung erzielen. Trotzdem fällen wir heute keine Entscheidung, die eine negative Auswirkung auf die nächsten zehn Jahre haben könnte. Wir führen Projekte aus, die auf den ersten Blick kurzfristig wenig Sinn machen mögen. Aber es gibt sie, weil wir langfristig agieren und sie längerfristig für unser Unternehmen durchaus Sinn machen und sich auszahlen werden. So treffen wir bei Sika viele Entscheide.

Wie sieht die nahe Zukunft aus?

Dadurch, dass wir geographisch und in punkto Produktportfolio sehr breit aufgestellt sind, sind wir nicht von einzelnen Investitionen abhängig. Wir eröffnen jedes Jahr sechs bis acht Fabriken in aufstrebenden Märkten. Wenn eine nicht gut laufen sollte, könnten wir das verkraften, was allerdings sehr selten passiert.
Dass wir uns nicht zu rasch zufrieden geben, ist meine grösste Herausforderung. Das praktiziere ich auch in meiner Führungsrolle und denke nicht, super jetzt bin ich CEO des Jahres und kann zurücklehnen. Ich will das Team motiviert halten und die richtigen Personalentscheide treffen. Eine Firma erfolgreich zu führen, hängt wesentlich von der Leidenschaft und der Qualität von Detailentscheidungen ab. Wenn wir da nachlassen würden, wäre das schlecht. Es ist mir wichtig, dass sich das Unternehmen erfolgreich weiterentwickeln kann. Dasselbe gilt für mich.

Sie sprachen die Auszeichnung an, was bedeutet Ihnen der Titel CEO des Jahres?

Dies ist eine Auszeichnung für Sika und für all unsere 17.000 Mitarbeiter weltweit. Wir haben die Auszeichnung intern kommuniziert, um unseren Führungskräften zu gratulieren und uns für ihren Einsatz zu bedanken. Sie und all ihre Mitarbeiter haben zum Erfolg von Sika beigetragen und so letztendlich auch zur CEO Auszeichnung – das ist nicht der Erfolg eines Einzelnen, sondern ein Teamerfolg.

Wie fühlen Sie sich als CEO des Jahres, sind Sie stolz auf Ihre Leistung?

Ich fühle mich ganz normal und Bescheidenheit ist eine gute Tugend. Für mich ist eine Auszeichnung oder eine Beförderung stets ein Ansporn, nachhaltig Erfolge zu liefern und sich weiter zu verbessern. So ist bei Sika meine oberste Priorität, die aussergewöhnlich gute Unternehmensperformance auch in den nächsten Jahren zu bestätigen, um so für unsere Investoren und Aktionäre eine Wertsteigerung zu generieren.