07. Oktober 2015

Prof. Dr. Heinz Fuhrmann
Nichts ist motivierender als der Erfolg

(Text und Foto)

Prof. Dr. Heinz Fuhrmann mit Obermatt Gold Pin 2015
Profil

Der CEO des niedersächsischen Salzgitter-Konzerns hat keine Scheu vor antizyklischem Verhalten. Er geht seinen Weg und lässt sich von Nebengeräuschen nicht verunsichern. Setzt dabei auf Mitarbeiter, die mitdenken und ihre eigenen Ideen einbringen.

Professor Dr.-Ing. Heinz Jörg Fuhrmann, Chef des deutschen Stahl- und Technologie-Konzerns Salzgitter AG, kommt nur selten zur Ruhe. Die zurückliegenden Jahre waren von der Europäischen Stahlkrise geprägt und einer daraus folgenden Neuorganisation des Konzerns, einschließlich der Restrukturierung von Konzernunternehmen, die in wirtschaftliche Schieflage geraten waren. Zum umfassenden Massnahmenprogramm gehörte auch die Implementierung einer neuen Unternehmenskultur, die in einem Konzern-Leitbild niedergelegt ist.

„Dieser tolle Erfolg zeigt, dass die Motivation der Mitarbeiter auch nach krisenhaften Jahren in der Stahlindustrie sehr hoch ist“

Fuhrmann setzt auf Teamarbeit. Deshalb lancierte er einen konzernweiten Wettbewerb unter der Motto „Meine Idee“. „Wir waren sehr gespannt, wie die 25.000 Mitarbeiter reagieren und wie die Beteiligung ausfällt“, so Fuhrmann. Die Resonanz war positiv überraschend. „Mit ein paar hundert guten Ideen wäre ich zufrieden gewesen“, so der CEO. Es kamen aber mehr als 4.000 Ideen der Mitarbeiter. „Dieser tolle Erfolg zeigt, dass die Motivation der Mitarbeiter auch nach krisenhaften Jahren in der Stahlindustrie sehr hoch ist. Zweitens sind viele sehr gute und kreative Vorschläge gekommen, mit denen wir uns ganz konkret weiterentwickeln können. Wir haben festgestellt, dass der Konzern voller guter Ideen steckt.“



Fordernd aber fair

Die Phase der Restrukturierung von Teilbereichen des Konzerns war nicht nur für den CEO anspruchsvoll. Heinz Jörg Fuhrmann setzt auf seine Mitarbeiter und verlangt viel von ihnen. Seinen Führungsstil beschreibt er selbst als partizipativ. Er legt grundsätzlich Wert drauf, dass am Ende eines Austauschs eine Entscheidung steht und diese nach einer sorgfältigen Abwägung von Fakten und Argumenten gefällt wird. Professor Fuhrmann gibt dabei den Mitarbeitern die Gelegenheit, ihre Auffassungen darzulegen und zu begründen. Für den Idealfall hält er Entscheidungen, bei der hundert Prozent der Beteiligten zustimmen. Die gleichen Ansprüche, die er an das Personal hat, verlangt er sich auch selbst ab: „Ich bin nicht der Typ, der erst hohe Qualität hinsichtlich der Arbeitsergebnisse einfordert und anschliessend Golf spielen geht.“
Und selbst wenn er privat unterwegs ist, drehen sich seine Gedanken sehr häufig ums Geschäft. Das stört ihn keineswegs, da es nach seiner Meinung nicht drauf ankommt, wie viel Zeit für das Privatleben bleibt, sondern wie man diese gestaltet.

Der Erfolg spornt an

Um erfolgreich zu sein, muss jeder einzelne seine Aufgaben mit hohem Engagement erfüllen. Heinz Jörg Fuhrmann sieht einen Teil seiner Rolle als CEO darin, Ziele so zu setzen, dass die Mitarbeiter die Chance haben, Erfolge zu haben und somit stolz auf das Geleistete sein zu können. Im Unternehmen hat sich eine Redewendung des 58-Jährige etabliert: „Nichts ist motivierender als der Erfolg.“ Ein weiterer Beweis für deren Richtigkeit: „Wir haben uns im Jahr 2012 entschlossen, einige Verlustbringer zu restrukturieren, die den gesamten Konzern in Schwierigkeiten hätten bringen können“, sagt der Konzernchef. Dafür mussten Massnahmen durchgeführt werden, die auch einige unpopuläre Entscheidungen verlangten, um auf sicheren Wegen in die Zukunft gehen zu können. In zielorientieren und ehrlichen Gesprächen zwischen Belegschaftsvertretern und Management gelang es Übereinkommen darüber zu erzielen. „Der Erfolg gibt uns Recht“, sagt Heinz Jörg Fuhrmann und lobt „eine bemerkenswerte Disziplin“ sowie das allseitige Verständnis für die notwendigen Schritte.

Zyklische Stahlbranche

Die Stahlindustrie ist bekanntermaßen eine zyklische Branche. Die Salzgitter AG durchlebte vor den letzten schwierigen Jahren einen ungeheuren Stahlboom mit großem Wachstum und exorbitanten Gewinnen. Aber auch in dieser Zeit blieb Salzgitter rational handelnd, was ganz wesentlich die Handschrift des heutigen Konzernchefs trägt. Professor Fuhrmann wirkt gelassen und seine Aussagen sind wohlüberlegt. Wenn nötig, ist er selbstkritisch und verhehlt deshalb nicht, dass auch in seinem Unternehmen Entscheidungen getroffen worden sind, die heutzutage anders gefällt würden. „Auch wir haben Investitionen getätigt, die wir besser nicht gemacht hätten. Aber solche „ex post-Schlauheit“ bringt uns heute nicht weiter. Summa summarum haben wir mehr richtig als falsch entschieden.“ Salzgitter hat vorwiegend in die eigenen Werke investiert und nicht planlos zugekauft. Die Führungsebene war sich stets bewusst, dass wieder schlechtere Zeiten auf die Stahlindustrie zukommen können. „Damit haben wir Recht gehabt, wie man heute sieht“.

Rational vor emotional

Die Entscheidungen von damals beeinflussen immer auch das Hier und Jetzt. Das disziplinierte Verhalten zu Boom-Zeiten und die Festlegung auf qualitatives anstatt auf quantitatives Wachstum erwiesen sich als der richtige Weg. So hat die Salzgitter AG heute laut dem Konzernchef „immer noch etwas Geld auf der hohen Kante“. Banken müssen daher nicht gefragt werden, dennoch müssen Investitionen beim niedersächsischen Stahlhersteller stets wohl begründet sein. Schnellschüsse gibt es nicht.
Die Auszeichnung zum CEO des Jahres betrachtet der Gewinner des Gold-Pins ebenfalls rational. „Ich freue mich über die Anerkennung des Erreichten und weiss, dass es in dieser Richtung weitergehen muss.“ Ganz nach dem Motto: Nichts ist motivierender als der Erfolg.

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