Semperit hat schon in früheren Jahren kräftig in Produktionsstätten in Europa, Asien und den USA investiert. Thomas Fahnemann, seit 2011 CEO des Kautschuk-Konzerns, setzte diese Strategie konsequent fort. Etwa mit der Übernahme der malaysischen Handschuhfabrik Latexx Partners und jetzt mit dem Bau eines neuen Werks in Malaysia um 50 Millionen €.
Aber auch die Industriebereiche kommen bei Semperit nicht zu kurz. In Polen wird etwa die Produktion von Förderbändern ausgebaut, das tschechische Werk, in dem Schläuche hergestellt werden, wird ebenfalls erweitert. Und für passende Akquisitionen ist mehr als genügend Geld vorhanden. Die Auftragseingänge für Industrie-und Hydraulikschläuche lassen auf eine anziehende Konjunktur-und damit auf ein weiteres Wachstum bei Semperit-schließen.
WirtschaftsBlatt: Was waren im Rückblick die wichtigsten Ursachen für das Wachstum bei Umsatz und Ergebnis?
Thomas Fahnemann:
Wir haben in den vergangenen Jahren sehr stark in unsere globalen Marketing-und Vertriebsaktivitäten investiert. Diese Saat geht jetzt voll auf. Wir haben in allen Geschäftsfeldern Marktanteile gewonnen. In bestimmten Segmenten haben wir unser Produktportfolio optimiert. Dies hat wesentlich zur Verbesserung unserer Margen beigetragen. Dazu kam eine neue, strategische Rohstoff-Einkaufspolitik. Schließlich haben wir unser Wachstum durch Kapazitätserweiterungen und durch den Kauf von Latexx Partners vorangetrieben.
Im ersten Quartal schnitt Semperit sehr gut ab, trotz schwacher Rohstoffpreise und verhaltener Konjunktur. Wie geht es Ihrer Meinung nach weiter?
Wir sind für die kommenden Monate gut gebucht und gehen für das Gesamtjahr von einer zufriedenstellenden Entwicklung bei Umsatz und Ergebnis aus. Bei den Rohstoffpreisen sehen wir keinen Platz mehr nach unten, da die Preise historisch gesehen sehr niedrig sind.
Zuletzt konnte die Marge bei Handschuhen deutlich gesteigert werden. Sind die Überkapazitäten am Markt zurückgegangen, oder ist dies auf die Übernahme von Latexx Partners zurückzuführen?
Es war eine Vielzahl von Maßnahmen, die wichtigste war die erfolgreiche Integration von Latexx Partners. Dadurch konnten wir die Auslastung bei Latexx Partners deutlich anheben, was sich positiv auf die Margenentwicklung ausgewirkt hat. Latexx Partners ist eine Perle im Sektor Medizin.
Mit dem Bau der Handschuhfabrik in Malaysia wurde heute die größte Investition von Semperit bekannt gegeben. Was erwarten Sie sich davon?
Der Handschuhmarkt wächst weltweit um fünf bis sieben Prozent pro Jahr. Und wir wollen schneller wachsen als der Markt. Dafür brauchen wir entsprechende Kapazitäten und wettbewerbsfähige Produktionskosten. Durch die Errichtung einer der effizientesten Handschuhfabriken steigern wir unsere Kapazitäten in Malaysia bis Mitte 2016 um mehr als 70 Prozent auf über zehn Milliarden Handschuhe jährlich.
Semperit kann auf eine volle Kriegskasse setzen und ist de facto schuldenfrei. Was haben Sie noch vor?
Wir brauchen das Geld, um unseren Kapazitätsausbau weiter voranzutreiben. Dies betrifft alle Segmente: Im Sektor Medizin errichten wir wie gesagt eine neue Fabrik in Malaysia, mit 50 Millionen € die bisher größte Einzelinvestition. Bei Sempertrans bauen wir in Polen eine weitere Produktion für Förderbänder. Unser größtes Schlauchwerk in der Tschechischen Republik wird ebenfalls kräftig erweitert. Daneben schauen wir uns immer wieder Akquisitionsmöglichkeiten an.
Welche Bereiche würden von einer allgemeinen globalen Konjunkturbelebung am stärksten profitieren?
Naturgemäß der Bereich Semperflex, weil das Schlauchgeschäft ziemlich rasch auf die Konjunkturentwicklung im Maschinenbau und der Bauindustrie reagiert. Wir sehen das beim Schlauch gerade in den USA, wo der Landmaschinenbereich boomt und damit auch die Nachfrage nach Semperflex-Produkten. Langfristig profitiert aber auch Sempertrans von den Wachstums-Megatrends in der Mining-Industrie. Wenn der Bedarf nach Erzen oder Kohle wächst, müssen diese Rohstoffe auch transportiert werden. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren aufgrund des anhaltenden Rohstoff-und Energiehungers in den Emerging Markets wahrscheinlich noch verstärken.
Das Finanzresearch-Unternehmen Obermatt hat 59 börsenotierte österreichische Unternehmen mit deren internationalen Konkurrenten nach den Kennzahlen Wachstum, Gewinn und Rendite verglichen. Das Resultat ist ein Perzentilrang. Wer zum Beispiel im Umsatzwachstum besser war als 80 Prozent der vergleichbaren Unternehmen, erhält den Rang 80. Das Unternehmen mit dem höchsten Rang gewinnt die entsprechende Kategorie, das mit dem höchsten Durchschnittsrang über alle Kategorien gewinnt die kombinierte Kategorie/Gesamtwertung.
Mit freundlicher Genehmigung vom Wirtschaftsblatt