In dieser Zeit liest man überall die Prognosen für 2017. Eigentlich erstaunlich, wenn man bedenkt, wie wenig die Experten schon das letzte Jahr vorhersagen konnten. Trotzdem bleibt’s beliebt, gerade bei Anlegern.
Obermatt CEO Dr. Hermann J. Stern kümmert sich kaum um Prognosen, erst recht nicht, seitdem er Peter Lynch’s Buch "Beating the Street" gelesen hat. Darin erklärt Anlage-Guru Lynch, wie er in den 80er und 90er Jahren jeweils im Januar mit den 30 grössten Anlegern New Yorks auf Einladung des renommierten Verlags Barron’s zusammen gesessen ist und Prognosen für das kommende Jahr gemacht hat.
Die Prognosen der Experten trafen nie ein, nicht einmal annähernd. Das ist Peter Lynch’s Aussage in seinem Buch, nicht die Ausage von Dr. Stern.
Schlimmer noch: 1987, vor dem ganz grossen Crash, waren die Prognosen der Wall Street Koryphäen am sonnigsten, und am schlechtesten waren die Prognosen im Jahr, das das beste der Dekade werden sollte. Dr. Stern kann sich noch gut erinnern, als der langjährige Anlageberater seines Vaters ihnen im Juni 2009 sagte, man wird nie mehr etwas mit Aktien verdienen. Juni war eindeutig der beste Einstiegspunkt in Aktien in Jahrzehnten.
Philip Tetlock, Professor an der University of California Los Angeles (UCLA), ging der Sache wissenschaftlich auf den Grund und hat 80'000 Expertenprognosen analysiert. Sein Schluss: Würfelwürfe sagen die Zukunft besser vorher. Schlimmer noch: Überall dort, wo sich die Experten besser auskannten, waren deren Prognosen noch schlechter, und dort, wo sie sich weniger auskannten, waren sie besser.
Der Grund? Gesellschaft und Wirtschaft sind einfach zu komplex, um Vorhersagen machen zu können. So sieht es wenigstens der Nobelpreisträger Daniel Kahneman. Dr. Stern leuchtet das ein.
Warum macht er nun selbst eine Prognose? Erstens, weil jeder sich über seine Prioritäten beim Anlegen Gedanken machen muss und zweitens, weil Sie als Leser ihn dann besser einordnen können.
Was macht also er selbst im 2017?
Zuerst einmal traut er den heutigen Anlagemöglichkeiten wenig und macht daher nur das Notwendige an Neuanlagen. Darum hat er einen grossen Teil seiner Hypotheken abbezahlt.
Dr. Stern wird aber auch 2017 wieder in Aktien investieren, denn ihm ist wichtig, dass er jedes Jahr dran bleibt. Wegen dem Abbau seiner Hypotheken geht aber eher weniger Geld in die Aktienmärkte als früher.
Er steigt auch 2017 nicht in den USA ein, weil die nordamerikanischen Märkte noch immer viel zu teuer sind und sich die Aussichten für die Wirtschaft mit der Wahl von Trump verschlechtert haben. Das ist seine persönliche Überzeugung, keine Prognose. Und er verhält sich entsprechend, auch wenn er wahrscheinlich falsch liegt.
Er glaubt weiterhin mehr an Europa als an andere Regionen, weil er bei freien, sozialen Marktwirtschaften mehr Vertrauen hat als bei autoritären Gesellschaften, egal wie cool deren Chefs gerade sind. Europa ist für ihn der Goldstandard, auch wenn er es lieber noch etwas glänzender hätte.
Aus purer Freude an der Technik hat Dr. Stern über die letzten fünfzehn Monate Bitcoin im Umfang von rund 2% seines Vermögens gekauft. Das Geld schreibt er ab, aber die Hoffnung macht viel Freude. Er persönlich glaubt an Bitcoin, aber auch das ist keine Prognose, die eine Mehrheit unterstützt.
Dr. Stern hat erstmals in seinem Leben eine kleine Goldreserve im Umfang von 1% seines Vermögens in kleinen Goldbärreli im Safe angelegt. Er erwartet davon keine Rendite, denn per Definition liefert Gold keine Rendite. Gold ist für ihn nur eine Notfall-Lösung bei Naturkatastrophen, und er legt das primär für den Schutz seiner Familie unter den Paradeplatz.
Zusammengefasst bedeutet das 2017 für ihn: Weniger Hebel (=weniger Schulden) und weniger Neuanlagen sowie eine kleine Spekulation auf Bitcoin, eine persönliche Passion.