Der Value-Rang und der Sicherheits-Rang sind statische Merkmale. Sie beziehen sich auf einen bestimmten Zeitpunkt. Schon kurz davor oder kurz danach kann es ganz anders aussehen, wenn dazwischen etwas Einschneidendes passiert.
Der Wachstums-Rang macht hingegen eine dynamische Aussage: Wie bewegt sich das Unternehmen? Geht es auf- oder abwärts, oder bleibt es wie es ist? Die Aussagen, die wir dazu machen, bleiben unabhängig von der Branche und vom Wirtschaftszyklus, denn wir messen immer relativ zu Vergleichsaktien. Wir bilden also keine Modeströmungen ab, sondern bleiben strikt neutral.
Wir messen das Wachstum am Umsatzwachstum, dem Gewinnwachstum und dem Kapitalwachstum. Das sind die drei operativen Wachstumsraten, die wir aus den Erfolgsrechnungen und der Bilanz ableiten.
Diese operativen Grössen werden ergänzt mit der Aktienrendite, die angibt, wie sich die Zukunftserwartungen der Aktie entwickeln. Das ist eine ziemlich komplizierte Angelegenheit. Überdurchschnittliche Aktienrenditen, also Ränge über 50, sind zwar ein Hinweis, dass sich die Zukunftsaussichten verbessert haben. Ränge unter 50 heissen indes nicht, dass die Zukunftsaussichten schlecht sind – sondern nur, dass sich die Aussichten verschlechtert haben. Umgekehrt kann es sein, dass ein Unternehmen mit überdurchschnittlichen Aktienrenditen keine sehr positive Zukunftsaussicht hat, dass diese jetzt aber weniger negativ ist als in der Vorperiode.
Eine Firma kann daher auch während eines Kursverlustes ein gutes Wachstumsrating erhalten – wenn sie nämlich weniger schrumpft als andere. Dann wird sie immer noch überdurchschnittlich bewertet und hat deshalb einen Rang über 50. Diese relative Information ist entscheidend, denn sie zeigt jederzeit - unabhängig von der Börsenlage - die korrekte Richtung an und lässt sich auch in stürmischen Zeiten zuverlässig interpretieren.
Langfristig gesehen, ist der Wachstums-Rang übrigens der am wenigsten wichtige Rang bei der Beurteilung von Aktien. Weil aber viele Anleger nicht langfristig beurteilen, neigen sie dazu, das Wachstum höher zu gewichten und nur die letzten paar Jahre des Kursverlaufes zu prüfen. Und in diesen waren es vor allem die Wachstumsaktien der Internet-Giganten, die am meisten Wertzuwachs erhielten.
Aus diesem Grund sind auch die Index-Anlagen und ETF in den letzten zehn Jahren ausserordentlich gut gewesen, denn die Wachstumsaktien waren schon zu Beginn hoch bewertet und haben deshalb die Index-Rendite stark positiv beeinflusst. Sogar in den grossen Vereinigten Staaten haben nur gerade eine Handvoll Aktien die Index-Renditen ins positive Territorium bewegt. Ohne Google, Facebook, Amazon und Apple wäre der S&P 500 oft negativ gewesen.
Sehen Sie hier im Video, wie der Osteopathe und Aktienneuling Michael Stalder sich mit dem Wachstums-Rang vertraut macht.
Das ganze Gespräch als YouTube Playlist